Das Orscholzer Erntedank- und Heimatfest

aus: Beiträge zur Geschichte von Orscholz (Enderlein, 2007)

Orscholz wollte nach dem zweiten Weltkrieg an touristische Traditionen anknüpfen, die, bedingt durch die Lage der Cloef hoch über der Saarschleife, sich vor dem Krieg zunehmend entwickelt hatten. Um den Ort attraktiver und noch bekannter zu machen, versuchte man mit Festen und kulturellen Veranstaltungen auf sich aufmerksam zu machen. In diesem Zusammenhang muss man auch das Orscholzer Erntedank- und Heimatfest sehen.

Schon vor dem Krieg gab es Erntedankfeste mit Umzügen in Orscholz. Nach dem verheerenden Krieg begann man im Jahre 1954 sich dieser Tradition wieder zu besinnen. Ausgehend von einer Initiative des Bauernvereins entschloss sich der damalige Bürgermeister, ein Dorffest in Zusammenarbeit mit allen Ortsvereinen auszurichten. Aber nicht nur die Vereine, auch die Schulen und später der Kindergarten wurden in diese Veranstaltung mit einbezogen. Bei einer ersten Besprechung wurde ein Festausschuss gebildet. Den Vorsitz übernahm kraft seines Amtes der Orscholzer Bürgermeister. Die Vorbereitungen der mitwirkenden Vereine und Gruppen dauerten mehrere Wochen. Im Oktober 1954 wurde schließlich das 1. Orscholzer Erntedank- und Heimatfest mit einem Dankhochamt eröffnet. Anschließend zog der große Festzug durch den Ort.

Vier Jahre später, 1958, wurde die Veranstaltung auf zwei Festtage ausgedehnt und zudem die erste landwirtschaftliche Geräteschau auf dem vorderen Schulhof der Volksschule ausgerichtet. Orscholz und die nähere Umgebung waren zu diesem Zeitpunkt noch stark landwirtschaftlich geprägt. Mit der allmählich zunehmenden Kaufkraft änderte sich auf das Ausstellungsangebot. So wurden schon 1960 nicht nur landwirtschaftliche Geräte ausgestellt, sondern es gab auch eine Autoausstellung sowie eine Leistungsschau der Orscholzer Handwerk- und Gewerbebetriebe.

Stetig wuchs der Bekanntheitsgrad der Festivität. Sechs Jahre später wurde das Erntedank- und Heimatfest auf das dritte Wochenende im Monat September vorverlegt, und die Festdauer auf insgesamt drei Tage ausgeweitet. Begonnen wurden die Festlichkeiten nun am Samstagabend. Der Sonntag folgte mit Hochamt, Festzug und abendlichem Tanz. Montags veranstaltete man Spiele und Programme für die Kinder. Speziell der Montagabend wurde durch musikalische Attraktionen bekannter Künstler aufgewertet, die für Unterhaltung auf hohem Niveau und damit für hohe Besucherzahlen sorgten.

Organisatorisch änderte sich im Jahre 1971 insofern etwas, indem man das Bürgermeisteramt und das des Festausschussvorsitzenden personell trennte.

Um den Bekanntheitsgrad des Festes noch zu steigern, wurde 1976 zum ersten Mal eine Orscholzer Erntekönigin gekürt. Diese Tradition wird bis heute fortgeführt.

Aber bereits Mitte der achtziger Jahre begann sich ein Trend abzuzeichnen, der Anfang der Neunziger voll auf die gesamte Festorganisation durchschlagen sollte. Steigende Kosten und nachlassende Teilnahmebereitschaft bei der Bevölkerung und einigen Vereinen führten fast zum Niedergang der Festivität. Nur mit Mühe konnte die später stattfindenden Festzüge aufrechterhalten werden. Erst im Jahre 2006, beim 50jährigen Jubiläum des Orscholzer Erntedank- und Heimatfestes scheint eine Trendwende zu erfolgen. Bei schönem Wetter zog ein farbenprächtiger Festzug, der aus mehr als 60 Wagen und Fußgruppen bestand, durch die Cloefgemeinde.